Die digitale Transformation verspricht Organisationseinheiten wie Unternehmen oder Behörden große Chancen, Untersuchungen wie unlängst eine Microsoft Studie 2022 bestätigen aber, dass die Mitarbeitenden allerdings mitgenommen werden müssen. Große Technik Chancen versagen, wenn die Ängste der Nutzer nicht abgebaut werden. Selbst Mitstreiter in Technikunternehmen, die privat sehr technikaffin sein mögen, nutzen nicht automatisch große Chancen. Erfolg im Sinne von Effizienzsteigerungen stellt sich nur ein, wenn diese mit einer Veränderung der Unternehmenskultur einhergehen. „Never change a running system“ heißt es. Unternehmen und Institutionen haben die Chancen des digitalen Wandels durchaus erkannt, so Sabine Bendiek, Chefin von Microsoft Deutschland. Je größer der Sprung, je größer die Organisationseinheit, desto eher verlangsamen sich die Transformationsakte.
„2022 wurde die Diskussion immer techniklastig geführt, aber der menschliche Faktor ist der wichtigste in der ganzen Debatte um die digitale Transformation“, sagt Bendiek. Eine repräsentative Umfrage ergab, dass 60 Prozent der Arbeitnehmer glauben, dass die digitale Transformation die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens stärkt. Rund jeder Zweite ist davon überzeugt, dass sie auch zu mehr Spaß bei der Arbeit oder zu einem besseren Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit führt. Allerdings fürchten ebenso viele Beschäftigte auch den Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Veränderung ihrer Aufgaben. Roland Kirsch fügt hinzu, dass dies ein globales Problem ist. Eine weltweite Studie der Strategieberatung Capgemini Consulting ergab, dass 62 Prozent der Teilnehmer der im März und April 2017 weltweit durchgeführten Umfrage die etablierte Unternehmenskultur als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer digitalen Organisation sehen. In Deutschland liegt der Wert mit 72 Prozent sogar leicht darüber.
Menschen in der Digitalisierung mitnehmen
Die Unsicherheit ist gerade der zentrale Faktor, der vieles betrifft, was außen um uns herum passiert – und worauf wir meist wenig Einfluss haben. Deshalb ist es hilfreich, seinen Blick mehr auf sich selbst zu richten, also nach innen auf sich als Person und Mensch. Hinter Ihrem beruflichen Ich steckt ja die Frage: „Was macht mich eigentlich aus?“ Und auch: „Was bleibt jetzt noch von mir?“
Roland Kirsch gibt zu bedenken, dass das natürlich nicht so einfach zu beantworten ist. Ohne ein eigenes, vertieftes Nachdenken und Bewusstmachen sind Lösungsansätze schwierig. Als Anleitung habe ich ein paar Fragen und Anregungen zusammengestellt. Bitte nehmen Sie sich für die Innenschau ausreichend Zeit, denn wir beschäftigen uns ja meist weniger mit uns selbst – deshalb ist es vor allem erst einmal ungewohnt. Genauso brauchen wir ein bisschen, bis wir die richtigen beschreibenden Worte finden. Von daher: Pause machen, wenn Sie nicht weiterkommen, und dann zu einem geeigneten Zeitpunkt auf zur nächsten Etappe!
Vier Fragen, die Sie weiterbringen
So, hier nun die Fragen – und bitte unbedingt detailliert beantworten/beschreiben:
Was zeichnet Sie besonders in Ihrer Arbeit aus?
Zu welchen Themen werden Sie von Kollegen um Rat gefragt?
Worauf sind Sie in Ihrem Berufsleben besonders stolz?
Welche Erfolge konnten Sie feiern?
Stellen Sie zu jeder Frage dar: Wie sind Sie genau vorgegangen? Was haben Sie konkret getan?
Oft hilft es, sich mit Kollegen über eine vergangene Zusammenarbeit oder ein geglücktes Projekt zu unterhalten. Schwelgen Sie gemeinsam in den positiven Erinnerungen und hören Sie genau hin, was an dieser Stelle auch zu Ihrem Beitrag gesagt wird. Auch aus den Jahres- oder Beurteilungsgesprächen ergeben sich häufig nützliche Hinweise. All diese Puzzleteilchen ergeben dann Ihr persönliches Bild.
Selbstevaluation: systematische Beobachtung, Analyse und Bewertung
Sie merken schon: Hier dreht sich alles um Ihre persönlichen Stärken, die nämlich einen wesentlichen Bestandteil Ihres beruflichen Ichs darstellen. In Fachkreisen sprechen wir von der Selbstevaluation. „Die professionell Handelnden schauen sich gewissermaßen selbst über die Schulter“, sagt Roland Kirsch. Das Evaluationsverfahren führt zu Untersuchungen mit Beurteilung des eigenen professionellen Handelns. Die Ergebnisse werden systematisch beobachtet, analysiert und bewertet, mit dem Ziel, das Handeln zu stabilisieren oder zu verbessern.
Der aktive, selbstbestimmte Einsatz von Stärken und Kompetenzen fördert die Selbstwirksamkeit, die zentral wichtig ist für unser Wohlbefinden – Stichwort: positive Gefühle. Die Selbstwirksamkeit ist der Gegenpol zur Fremdbestimmung. Egal, was um uns herum passiert, auf unsere Stärken können wir immer zählen. Sie gehören uns und unterstützen uns in allen Lebenslagen – und sie können uns nicht weggenommen werden. Richten Sie also darauf den Blick Ihres beruflichen Ichs und konzentrieren Sie sich auf Möglichkeiten, die Stärken, so häufig es geht, gezielt einzusetzen.
Nun noch ein paar Worte zum Thema: Was können wir durch die Veränderungen gewinnen? „In Sachen Büro höre ich häufig, dass die Menschen dort vor allem den Austausch und Kontakt zu den Kollegen schätzen“, sagt Kirsch. Dazu zählen dann gemeinsame Mittagessen, Meetings oder das zwanglose Gespräch am Kaffeeautomaten. Das Homeoffice dagegen wird bevorzugt, wenn es um konzentriertes, ungestörtes Arbeiten geht. Je mehr wir verstehen, was unser Wohlbefinden und unseren Erfolg im Job unterstützt, desto besser können wir die neuen Arbeitsweltmöglichkeiten kombinieren und nutzen. Da gibt es jetzt ganz andere Spielräume. Gestalten Sie Ihre eigene neue Arbeitswelt aktiv mit: Das ist gelebte Selbstwirksamkeit.
Dr. Rainer Schreiber diskutierte mit dem Zürcher Unternehmer Roland Kirsch, der vielen Unternehmern half, den entscheidenden Schritt zu wagen.
Als Gründer, Investor, Unternehmer lebt und steuert Roland Kirsch seine wirtschaftlichen Aktivitäten aus Zürich in der Schweiz. Seit Mitte der achtziger Jahre als Kaufmann tätig; heute liegt sein Schwerpunkt auf digitalen Geschäftsmodellen und deren Optimierung. Der „Unternehmer und Business Punk“ ermutigt durch seine erfolgreichen Projekte und Ansichten internationale Unternehmer, sich den Veränderungen zu stellen und sie proaktiv zu gestalten. Er engagiert sich seit Mitte der neunziger Jahre aktiv an vielversprechenden Unternehmen mit Kapital und Know How.
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