Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (BVL) blickt am 24.04.2024 auf 50 Jahre Verbandsarbeit. Seine Zielsetzung, die Rahmenbedingungen für Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie zu verbessern, hat sich nicht geändert, sondern erlebt aktuell neue Herausforderungen.
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (BVL) hat im Laufe der 50 Jahre unterschiedliche Epochen durchlaufen. In der Anfangsphase, in der noch wenig zur Legasthenie und Dyskalkulie bekannt war, musste viel Grundlagenwissen erarbeitet werden, um zu lernen, wie man betroffenen Menschen am besten gerecht werden kann. Wichtig ist dabei eine fachkompetente Diagnostik, um die Ursachen für die Beeinträchtigungen im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen festzustellen, sowie Behandlungsansätze, die Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie nachhaltig helfen. Die Begleitung der Verbandsarbeit durch einen wissenschaftlichen Beirat war und ist zielführend, um genau diese Themen zu klären. Ein wichtiger Meilenstein waren in den letzten Jahren die S3-Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der Lese-Rechtschreibstörung und Rechenstörung, in denen Fachgesellschaften ihr Wissen zusammengetragen und wichtige Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie dokumentiert haben.
Die Aufklärungsarbeit steht bis heute im Vordergrund der Arbeit, damit Eltern, Lehrkräfte, Ausbilder und Arbeitgeber verstehen, welche Maßnahmen in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf hilfreich sind, um die Potentiale dieser Menschen zu entfalten. Interessanterweise gab es im Laufe des Bestehens des BVL immer unterschiedliche Lager – die einen, die die Problematik verstanden und sich um konkrete Hilfen bemüht haben und die anderen, die bis heute die Existenz einer Legasthenie (Lese-Rechtschreibstörung) oder Dyskalkulie (Rechenstörung) in Frage stellen und damit wichtige Hilfen blockieren. Bis heute werden Lehrkräfte und Eltern mit den Problemen der betroffenen Schülerinnen und Schülern allein gelassen, insbesondere für Kinder mit Dyskalkulie gibt es bundesweit so gut wie keine schulischen Hilfen. Außerschulische Maßnahmen müssen von den Eltern finanziert werden und so bleiben viele Kinder auf der Strecke und erreichen keinen begabungsgerechten Bildungsabschluss.
„Gerne würde ich heute sagen können, dass sich die Probleme für Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie in unserem Bildungssystem gelöst haben, aber wie vor 50 Jahren ist es immer noch nicht selbstverständlich, dass die betroffenen Kinder die notwendige Unterstützung erhalten. Es fehlen individuelle Förderung und anforderungsgerechte Nachteilsausgleiche, insbesondere bei der Dyskalkulie“, sagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL. „Es ist schon beeindruckend, welchen Einsatz Eltern ehrenamtlich über 50 Jahre geleistet haben, damit ausreichende schulische Unterstützung erfolgt und anforderungsgerechte Nachteilsausgleiche geschaffen und umgesetzt werden. Doch leider ist es häufig vom Engagement der Eltern abhängig, ob diese Maßnahmen zum Einsatz kommen“, bedauert Scherle. „Umso erfreulicher ist zu sehen, dass sich durch Digitalisierung, technische Hilfsmittel und KI neue Wege auftun, um die Beeinträchtigungen gut zu kompensieren. Wir sehen mit Freude, wie erfolgreich junge Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie im Beruf sein können, da dort diese Techniken bereits genutzt werden“, so Scherle.
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie wünscht sich zu seinem Jubiläum, dass alle Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie Anerkennung und Toleranz in unserer Gesellschaft erfahren und die Bildungspolitik ihrer Verantwortung nachkommt, allen betroffenen Kindern eine Chancengleichheit in unserem Bildungssystem zu gewähren. Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie sind starke Säulen unserer Gesellschaft und ihre Stärken und Potenziale müssen in unserem Bildungssystem aktiv gefördert werden, denn sie sind wertvolle Fachkräfte von morgen.
Informationen zu Legasthenie und Dyskalkulie und die Festschrift zum 50jährigen Bestehen sind unter http://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.
Über den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.:
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. besteht seit über 45 Jahren und ist eine Interessenvertretung von Betroffenen und deren Eltern sowie von Fachleuten (Pädagogen, Psychologen, Ärzten, Wissenschaftlern, Therapeuten und im sozialen Bereich Tätigen), die sich in Theorie und Praxis mit der Legasthenie und Dyskalkulie auseinandersetzen. Er trägt dazu bei, dass gesetzliche Grundlagen und wissenschaftliche sowie praktische Möglichkeiten der Hilfe in allen Bundesländern geschaffen und verbessert werden. Durch persönliche Beratung, Informationsschriften und Hinweise auf geeignete Literatur sollen die Eltern die Schwierigkeiten ihrer betroffenen Kinder besser verstehen lernen.
Der BVL fördert durch wissenschaftliche Kongresse und Veröffentlichungen die Forschung und den wissenschaftlichen Dialog unter Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Durch Informationen und Zusammenarbeit mit den Medien macht der BVL die Probleme von Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie bekannt.
Weitere Informationen: http://www.bvl-legasthenie.de
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