Aktuelle Trends wie Private-Equity-Firmen in Nordamerika und Europa ihre Wertschöpfung an die Marktgegebenheiten anpassen
N.Y./München 04.12.2024 – Eine exklusive Umfrage von Alvarez & Marsal (A&M) (https://www.alvarezandmarsal.com/), einer der weltweit führenden Unternehmensberatungen, unter Führungskräften in Private-Equity-Unternehmen in Nordamerika und Europa zeigt, wie sich die Private-Equity-Branche den veränderten Rahmenbedingungen anpasst. Die Ergebnisse ergeben allerdings auch klare Unterschiede in den Herangehensweisen.
Private-Equity-Firmen stehen weltweit unter intensivem Druck. Der rasante Anstieg der Zinsen in den vergangenen Jahren und schwindende Transaktionsmöglichkeiten stellen Fonds vor eine doppelte Herausforderung: Einerseits müssen sie ihre Portfolios noch rascher aufwerten, andererseits wird der Exit aus diesen Unternehmen schwieriger.
Folgende Trends zeichnen sich in der Umfrage ab:
Nordamerika: Hoher externer Druck, hohes internes Tempo vs. Europa: Langfristigkeit statt Eile
In den USA ist der Anpassungsdruck besonders hoch. Die US-Notenbank hat die Zinssätze schneller erhöht als die Europäische Zentralbank, was die Finanzierungskosten verteuert und die Renditeerwartungen verschärft hat. Als Folge erhöhen Private-Equity-Firmen in Nordamerika ihr Tempo, weil die Zeit bis zum Exit knapper wird. Mehr als 60 % der Befragten aus den USA gaben an, dass sie bereits in den ersten 100 Tagen nach der Akquisition große Umstrukturierungen und Kapazitätserweiterungen vornehmen.
Auch in Europa sind die Finanzierungskosten aufgrund höherer Zinssätze gestiegen, doch der Zyklus, in dem die Europäische Zentralbank die Zinsen anpasst, ist langsamer. Das verschafft den Fonds mehr Zeit, sodass sie ihre Wertschöpfungsstrategien nicht mit der gleichen Geschwindigkeit umsetzen müssen wie ihre nordamerikanischen Kollegen. Europäische Fonds setzen stärker auf langfristige Ziele und weniger auf schnelles Handeln. Dennoch beginnen auch hier viele Fonds mit der Wertschöpfung bereits in der Sign-to-Close-Phase, wobei mehr Raum bleibt, um strategische Änderungen nachhaltig umzusetzen. Nachhaltigkeit und langfristiges Wachstum stehen hier besonders im Fokus, was den europäischen Fonds ermöglicht, auch in volatilen Märkten resilienter zu bleiben.
KI und Daten als Wertschöpfungstreiber
In Europa gaben 45 % der aller Befragten KI bereits in Wertschöpfungsplänen nach der Akquisition einzusetzen, verglichen mit nur 18 % in Nordamerika.
Während die Akzeptanz in Nordamerika insgesamt geringer ist, sind es vor allem größere Fonds, die KI frühzeitig in ihre Portfoliounternehmen integrieren. 33 % der Megafonds, also Firmen mit einem Kapitalvolumen im höheren Milliardenbereich, setzen bereits KI aktiv ein, 33 % planen die Implementierung innerhalb des nächsten Jahres. Kleinere Fonds haben oft nicht die nötige Infrastruktur und die finanziellen Mittel, um diese Technologien flächendeckend einzuführen.
Die Umfrage zeigt auch Unterschiede bei den KI-Anwendungsfällen: In Europa wird KI am häufigsten für Markt- und Wettbewerbsanalysen eingesetzt, gefolgt von der strategischen Entscheidungsfindung. In Nordamerika liegt der Fokus eher auf der Analyse betrieblicher Effizienz und das Kundenerlebnis verbessern, wobei die strategische Entscheidungsfindung eine weniger wichtige Rolle spielt.
Organisches Wachstum als neue Wertschöpfungsstrategie
In beiden Regionen ist ein weiterer gemeinsamer Trend zu beobachten: der Umstieg auf organisches Wachstum als Wertschöpfungsstrategie. Das klassische „Buy-and-Build“-Modell, das in der Vergangenheit die bevorzugte Wachstumsstrategie war, steht wegen des schwieriger werdenden Transaktionsmarktes zunehmend in der Kritik. Stattdessen stehen nun eher interne Verbesserungsprogramme und organisches Umsatzwachstum im Fokus als größere Akquisitionen.
Nordamerikanischen Fonds setzen hier auf interne Verbesserungen und Umsatzsteigerungen innerhalb der Portfoliounternehmen. 29 % der mittelgroßen Unternehmen konzentrieren sich auf reine Umsatzstrategien, verglichen mit 13 % der großen Marktplayer und 20 % der Megafonds. Diese Fonds setzen auf operative Verbesserungen innerhalb ihrer Portfoliounternehmen, weil ihnen in vielen Fällen die finanziellen Mittel für große Akquisitionen fehlen. In Europa setzen größere Fonds ebenfalls auf organisches Wachstum, jedoch mit einem klareren Fokus auf nachhaltige und langfristige Geschäftspraktiken. Besonders im Bereich der Service-fokussierten und „Asset-Lighten“-Geschäftsmodellen suchen europäische Fonds nach Möglichkeiten, ihre Portfolios weiter auszubauen.
ESG – derzeit klar ein europäischer Ansatz
Im Hinblick auf das Thema ESG gab es signifikante Unterschiede zwischen den Regionen. Während europäische Fonds das Thema als wesentliches Element ihrer Wertschöpfungsstrategie betrachten, stimmen nur 48 % der nordamerikanischen Umfrageteilnehmer der Aussage zu, dass sich verbesserte ESG-Referenzen positiv auf die langfristige Leistung von Portfoliounternehmen auswirken – bei den europäischen Umfrageteilnehmer waren es 62%. Diese Diskrepanz entsteht durch unterschiedliche regulatorische Anforderungen, vor allem aber durch kulturelle Unterschiede und den Wettbewerb innerhalb der beiden Märkte. In Europa haben sich Private-Equity-Firmen längst den ESG-Standards verpflichtet, um sich einen langfristigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Investoren bevorzugen zunehmend nachhaltige Investitionen, die langfristig Wert schaffen. In den USA hingegen hat das Thema ESG zuletzt an Bedeutung verloren. Der anstehenden Regierungswechsel könnte diesen Trend noch verstärken.
„Unsere exklusive Umfrage zeigt deutlich, dass in beiden Märkten die digitale Transformation, insbesondere der Einsatz von KI, eine zentrale Rolle spielt. Ist der Einsatz derzeit noch vorwiegend bei den großen Playern in beiden Regionen in der Umsetzung, wird KI auch bei den mittleren und kleineren Fonds in den nächsten Jahren zum Standard“, sagt Till Prinz (https://www.linkedin.com/in/till-prinz/), Managing Director bei A&M Deutschland. „Schon jetzt eröffnet der Einsatz von KI schnellere und genauere Datenanalysen. Es wird spannend sein, welche völlig neuen Use Cases sich durch den Einsatz von KI noch eröffnen. Wir stehen hier noch ganz am Anfang.“
Über Alvarez & Marsal
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